Alles Gute, Vilnius!

In diesem Jahr feiert die litauische Hauptstadt Vilnius, die seit 1985 eine Städtepartnerschaft mit Duisburg verbindet, ihren 700. Geburtstag. Die Stadt Duisburg würdigt dieses Ereignis mit einer hochklassigen Veranstaltungsreihe.

Lesung der Zeitzeugin Tamar Dreifuss

„Sage nie, Du gehst den letzten Weg.“
Tamar Dreifuss liest aus den Lebenserinnerungen ihrer Mutter Jetta-Schapiro-Rosenzweig und erzählt von ihrer Rettung.

Eine Veranstaltung der VHS Duisburg mit freundlicher Unterstützung des Wuppertaler Vereins „Mizwa-Zeit zu handeln e.V.“

Während die Geschichte und der Aufstand des Warschauer Ghettos vielen ein Begriff ist, so ist die zweijährige Zeit des Ghettos von Wilna, dem heutigen Vilnius in Litauen, eher wenig bekannt. Am 6. September 1941 wurden alle jüdischen Bewohner der Stadt in zwei Ghettobezirke im Altstadt-Viertel "umgesiedelt". Auch die Eltern der Zeitzeugin Tamar Dreifuss (Jahrgang 1938) hatten in ihrem Versteck, das außerhalb des Ghettos lag, nur eine begrenzte Zeit, um anschließend doch in diesen abgesperrten Bezirk zu müssen. Ihre Tochter wurde getauft und bei einer christlichen Tante versteckt. Nachdem die Kleine bei ihr nicht mehr sicher war, holten die Eltern sie zu sich ins Ghetto. Nach Monaten des Hungers, der Kälte und Zwangsarbeit wurde der Vater nach Estland deportiert und Jetta Schapiro begab sich mit ihrer Tochter noch vor der Liquidierung des Ghettos auf eine abenteuerliche Flucht durch die Wirren des Krieges.

Das Ghetto von Wilna wurde am 23. und 24. September 1943 ausgelöscht. Nur etwa 2000 Jüdinnen und Juden von etwa 20.000 ehemaligen Ghetto-Bewohnern haben diese zwei Jahre durch glückliche Umstände überlebt.
80 Jahre danach liest die Zeitzeugin Tamar Dreifuss aus den Erinnerungen ihrer Mutter Jetta Schapiro-Rosenzweig, der sie ihre Rettung verdankt. Die Wuppertaler Musikerin Roswitha Dasch hat Frau Dreifuss viele Jahre freundschaftlich und musikalisch begleitet und wird an diesem besonderen Abend gemeinsam mit dem Trio Finkelstein in der Besetzung Violine, Klarinette und Akkordeon einen ganz besonderen musikalischen Rahmen mit jiddischen Liedern aus dem Ghetto von Wilna schaffen.

Donnerstag, 21.09.2023, 18:00-19:30 Uhr
VHS im Stadtfenster, Steinsche Gasse 26, Saal, Stadtmitte
5 €, vorherige Anmeldung erforderlich

 

Ausstellung:Sage nie, Du gehst den letzten Weg“

Der Genozid an den litauischen Juden 1941–1944
Eine Ausstellung der VHS Duisburg mit freundlicher Unterstützung des Wuppertaler Vereins „Mizwa-Zeit zu handeln e.V.“

Die Ausstellung beschreibt den Genozid an den litauischen Juden auf zwei Ebenen. Ausdrucksstarke Porträt-Aufnahmen des berühmten litauischen Fotografen Antanas Sutkus zeigen Überlebende des Ghettos von Kaunas. Die Gesichter der wenigen litauischen Juden, die den Pogromen und der systematischen Vernichtung durch glückliche Umstände entkommen konnten, sprechen eine ganz eigene Sprache. Auf der anderen Ebene erhält der Betrachter historische Hintergrundinformationen. Die Lebenssituation in den Ghettos von Wilna und Kaunas, die Beschreibung der Vernichtungsstätten und der Kampf der Partisanen stehen aber nicht nur als tragische Fakten im Raum, sie verdeutlichen im Zusammenhang mit den Porträt-Aufnahmen das persönliche Einzelschicksal.

Eröffnung: Freitag, 13.10.2023, 18:00 Uhr,
Kulturkirche Liebfrauen, König-Heinrich-Platz, Stadtmitte, entgeltfrei
Ausstellungsdauer: 13.10. – 12.11.2023

Öffnungszeiten der Ausstellung:
Montag bis Freitag: 9 - 15 Uhr
Samstag und Sonntag geschlossen

 

Film: Schwarzer Honig

Dokumentarfilm über das Leben und Werk von Abraham Sutzkever
Israel 2018, 76 Min., hebr./engl./jidd. mit deutschen Untertiteln
Regie: Uri Barbash, Drehbuch: Uri Barbash, Hadas Kalderon

Abraham Sutzkever (1913-2010) ist der bedeutendste jiddischsprachige Dichter des 20. Jahrhunderts. Geboren in Litauen in der Nähe von Wilna (heute Vilnius), gehörte er zur avantgardistischen Gruppe junger jüdischer Künstler und Autoren, die sich „Jung-Wilne“ nannten und Jiddisch zu einer Literatursprache erhoben. Während der deutschen Besatzung Litauens rettete er wertvolle hebräische und jiddische Manuskripte vor den Nazis, überlebte die Flucht aus dem Ghetto und sagte später als Zeuge bei den Nürnberger Prozessen aus. 1947 nach Israel emigriert, gründete er dort die jiddischsprachige Literaturzeitschrift „Di goldene kejt“ (Die goldene Kette). In ihrem Film Schwarzer Honig zeichnet seine Enkelin, Hadas Kalderon, die Stationen seines Lebens nach. Sie ist anwesend und wird im Anschluss an den Film aus persönlicher Perspektive über Abraham Sutzkever sprechen.

Dienstag, 24.10.2023, 18:00 Uhr, filmforum am Dellplatz
(Karten online oder an der Kasse des filmforums)

 

Eine wundersame Rettung
Tamar – ein Kinderschicksal im Holocaust

Vorstellung des Hörbuches in einer szenischen Lesung mit Nina Hoger (Mutter) und Anni Salander (Tamar) - Musik: Roswitha Dasch und das Trio Finkelstein

Die Autorin Roswitha Dasch schreibt über das Hörbuch:
Für alle, die an der Entstehung beteiligt sind, ist dieses Hörbuch ein wichtiges Anliegen. Es steht stellvertretend für viele einzelne Lebenstragödien in Osteuropa während des Zweiten Weltkrieges. 2011 sind die Journalistin Brigitte Jünger und ich gemeinsam mit Tamar nach Vilnius gereist, um ihre Lebensspuren aufzuzeichnen. Mich inspirierten die Bücher „Sag niemals, das ist Dein letzter Weg“ von Jetta Schapiro-Rosenzweig und das Kinderbuch „Die wundersame Rettung der kleinen Tamar“, die Überlebens-Geschichte aus Sicht der Mutter und aus der Sicht der kleinen Tochter 2020 zu schreiben. Den Text, gelesen von Iris Berben und Sofia Bertolo, und die Musik, aufgenommen von Ingo Klatt, hat Brigitte Jünger mit viel Engagement und Feinsinn zu einem berührenden Hörbuch werden lassen, das nun in einer Bühnenfassung zur Aufführung kommt.
Nina Hoger und Anni Salander verstehen es, auf einfühlsame Weise die schwierigen Lebensumstände während der Zeit im Ghetto und der anschließenden Flucht einer Mutter und ihres Kindes dem Zuhörer nahe zu bringen. Ein feines Geflecht aus Gesang, Instrumentalmusik und Text kennzeichnet diesen besonderen Abend in Anwesenheit der Zeitzeugin Tamar Dreifuss.

Sonntag, 12.11.2023, 17:00 Uhr
Salvatorkirche Duisburg, Burgplatz, Stadtmitte, kostenlos

 

 

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